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Toggenburger diskutieren über Theater-Sanierung: «Vorlage wird instrumentalisiert»

THEATER ST.GALLEN ⋅ Die Vorlage über einen Kredit von 48,6 Millionen Franken für die Sanierung des Theaters St. Gallen polarisiert. Ein Podiumsgespräch im Thurpark Wattwil sollte Klarheit schaffen.

Martin Sailer; Karl Brändle; Christian Spoerlé; Ruben Schuler, Noah Menzi
Die Protagonisten am Tagblattpodium (von links nach rechts): Für die Contra-Seite: Sascha Schmid (Kantonsrat SVP), Noah Menzi (Jungfreisinnige), Ruben Schuler (Jungfreisinnige), Moderator Ruben Schönenberger (Redaktionsleiter Toggenburger Tagblatt).

Urs M. Hemm

Die Einen sprechen von sinnloser Geldverschwendung für eine elitäre Schicht. Den Anderen geht es schlicht und einfach um die Instandsetzung eines Gebäudes, welches sich im Besitz des Kantons befindet − die Volksabstimmung über einen Kredit in der Höhe von 48,6 Millionen für die Erneuerung und den Umbau des Theaters St. Gallen spaltet die Gemüter. Für eine Diskussionsgrundlage war also am Podium des «Toggenburger Tagblatts» im Thurpark in Wattwil gesorgt. Für die Gegnerseite standen SVP-Kantonsrat Sascha Schmid sowie von den Jungfreisinnigen Ruben Schuler und Noah Menzi im Ring. Für die Vorlage sprachen sich aus: Christian Spoerlé, Kantonsrat SVP, Karl Brändle, Kantonsrat CVP, und Martin Sailer, der die SP im Kantonsrat vertritt. Die Stellung der Regierung erläuterte vorgängig in einem Referat Marc Mächler, Regierungsrat FDP und Vorsteher des Baudepartements.

«Nur für eine elitäre Schicht»

«Welchen Grund haben wir Toggenburger, angesichts der Distanz zu St.Gallen, dort Geld zu investieren», warf Moderator Ruben Schönenberger, Redaktionsleiter des «Toggenburger Tagblatts», als Eröffnungsfrage in die Runde. Christian Spoerlé erachtet die Distanz für durchaus machbar. «Auschlaggebend ist, dass wir dort Theateraufführungen vom Feinsten sehen können. Daher lohnt sich ein Besuch des Theaters St.Gallen alleweil.» Karl Brändle erinnerte an den Auftrag, kulturelle Veranstaltungen im ganzen Kanton solidarisch zu unterstützen. Eben diese regionale Solidarität stellte Ruben Schuler in Frage, nachdem im Parlament das Projekt «Klanghaus» abgeschmettert wurde. «Obwohl ich mich für dieses Projekt eingesetzt hatte, meine ich, dass das Kulturbudget im Kanton St.Gallen aufgeblasen ist und angesichts der Verschuldung massiv gekürzt werden muss.» Noah Menzi ergänzte, ob es als drittgrösster Nehmerkanton im Finanzausgleich wirklich nötig sei, fast 50 Millionen Franken ins Theater zu investieren. «Die öffentliche Hand unterstützt das Theater St.Gallen jährlich mit 32 Millionen Franken. Das heisst, dass bei bei rund 133’000 Besuchern, jedes verkaufte Ticket mit etwa 240 Franken subventioniert wird.» So werde ein Hobby einer elitären Schicht finanziert. «Mit dieser Argumentation geht es den Gegnern nicht mehr um das Projekt selbst, sondern im allgemeinen um eine Debatte, um die Kultur im Kanton kaputt zu machen», sagte Christian Spoerlé. Diese Vorlage werde für ein anderes Ziel instrumentalisiert. 

SP-Kantonsrat Martin Sailer konterte, dass wie in der Kultur kein Sportverein ohne Subventionen existieren könnte. Auch den Vorwurf von Sascha Schmid, dass die ländliche Kultur kaum Geld bekäme, konterte der Betreiber eines Kleintheaters. Katrin Meier, Leiterin Amt für Kultur, sass im Publikum. Sie erläuterte kurz die Finanzierung im Bereich Kultur, und bestätigte, dass über 50 Prozent des Budgets in kleine Projekte in den Regionen fliessen. 

Fehlende Alternativvorschläge

Sascha Schmid bemängelte zunächst, dass der damaligen beratenden Kommission keine Alternative wie beispielsweise ein Neubau vorgeschlagen wurde. Marc Mächler, jetzt ebenfalls im Publikum, erwiderte, dass das Theater St.Gallen unter Denkmalschutz stehe und im Stadtgebiet kein anderer Standort denkbar wäre. «Wir können es also nicht einfach in die Luft sprengen und ein neues Theater hinstellen. Zudem würde ein Neubau, das wurde geprüft, zwischen 130 und 150 Millionen Franken kosten. Wenn bereits solche Diskussionen über knapp 50 Millionen Franken geführt werden, dann kann sich jeder im Saal vorstellen was bei diesen Beträgen debattiert würde», sagte Mächler. Daher sei ein Neubau für die Regierung keine Alternative gewesen.

Karl Brändle erinnerte die Anwesenden daran, wie viel Geld von Seiten des Kantons ins Toggenburg fliesse. Als Beispiele nannte er nicht nur die Unterstützung kultureller Art, wie die Beiträge ans Chössi Theater oder an den Zeltainer, sondern insbesondere auch den Bau der beiden Umfahrungen, das geplante Neubauprojekt Kanti Wattwil sowie die Sanierung und den Neubau des Spitals Wattwil.

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